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28.08.16 | Bericht vom BR: Arzneimittelrückstände - Projekt soll Kläranlagen verbessern

Stadt Weißenburg bekommt "Super-Kläranlage" mit DynaSand und DynaSand-Carbon

Antropogene Spurenstoffe bzw. Mikroverunreinigungen in Oberflächengewässern sind in den letzten Jahren in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Für Arzneimittelwirk- stoffe bzw. ihre Metaboliten ist bekannt, dass sie v.a. über Haushaltsabwässer in kommunale Kläranlagen gelangen und mit dem gereinigten Abwasser in das Gewässernetz emittiert werden, weil für viele dieser Verbindungen die üblichen Abwasserreinigungsverfahren nach dem Stand der Technik nicht ausreichend effizient sind. Bayern verfolgt daher eine schrittweise Vorgehensweise hinsichtlich des Umgangs mit anthropogenen Spurenstoffen und der Frage der Notwendigkeit einer 4. Reinigungsstufe. In einem ersten Schritt wurde im Auftrag des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz eine Studie zur Bewertung der Eignung bestehender Technologien für die Elimination anthropogener Spurenstoffe auf kommunalen Kläranlagen erstellt. Die Ergebnisse fließen aktuell in die Konzeption der bayerischen Pilotanlage ein, die auf dem Gelände der städtischen Kläranlage in Weißenburg (35.000 EW) errichtet werden soll. Ausschlaggebend für den Standort Weißenburg war neben den guten Voraussetzungen für die Umsetzbarkeit auf der Kläranlage vor allem die Einleitung des Abwassers in die Schwäbische Rezat, die aufgrund der niedrigen Abflüsse als wasserwirtschaftlich sensibles Gewässer gilt. Mit der Nachrüstung der Kläranlage Weißenburg wird erstmals in Bayern eine 4. Reinigungs- stufe großtechnisch realisiert. Die geplanten Baumaßnahmen werden ebenso wie die zugehörigen Ingenieurleistungen vom Freistaat Bayern mit einem Zuwendungssatz von 75% gefördert. Von den Projektbeteiligten wird die Installation einer Ozonierungsanlage mit anschließender Passage von zwei parallel betriebenen Filtersystemen (biologisch aktivierter Filter aus granulierter Aktivkohle und Sandfilter) zur Elimination der entstandenen Transformations- produkte favorisiert. Durch Einbringen von Ozon (O3) als starkes Oxidationsmittel in den Abwasserstrom lassen sich organische sowie anorganische Abwasserinhaltsstoffe in kleinere Verbindungen transformieren oder im Idealfall mineralisieren. Durch Einsatz der unterschiedlichen Filter können verschiedene Verfahrensmöglichkeiten der nachgeschalteten Stufe hinsichtlich Kosten und Reinigungsleistung geprüft und untersucht werden. Dies dient dem Ziel für den späteren Dauerbetrieb eine wirtschaftliche Lösung zu erreichen.

Zum Nachweis der Reinigungsleistung wird auf der Kläranlage ein begleitendes Mess- programm durchgeführt, über das die Reduktion zahlreicher Indikatorsubstanzen wie beispielsweise von Diclofenac (bekannter Wirkstoff gegen Schmerzen) oder Metoprolol (Betablocker) nachgewiesen werden soll. Ergänzend erfolgt durch das Landesamt für Umwelt (LfU) in der Schwäbischen Rezat ein Monitoringprogramm, bei dem an ausgewählten Messstellen oberhalb und unterhalb der Kläranlageneinleitung Forellen und Muscheln exponiert und anschließend in Bezug auf die Anreicherung verschiedener Wirkstoffe hin untersucht werden. Nach derzeitigem Stand des Projekts wird von einem Abschluss der Planungsphase einschließlich Ausschreibung und Vergabe der Baumaßnahme bis Januar 2016 ausgegangen. Die anschließende Bauphase soll mit dem Probebetrieb der Ozonierung im September 2016 abgeschlossen werden. Im ersten Jahr nach Inbetriebnahme wird die Anlage durch das LfU Referate 67 und 75 und das Institut für Wasserwesen, Siedlungswasserwirtschaft und Abfalltechnik an der Universität der Bundeswehr zusammen mit den beteiligten Ingenieur- büros weiter wissenschaftlich und ingenieurtechnisch begleitet.

Hier geht's zum Bericht: http://www.br.de/mediathek/video/sendungen/nachrichten/arzneimittelrueckstaende-klaeranlage-pilotprojekt-100.html